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Mizoram – das Land der Hügelmenschen

Nationalparks & Naturreservate

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In Mizoram stehen dank einer vorausschauend denkenden Regierung weite Flächen unter Schutz. Offiziell als Nationalparks deklariert sind der Blue Mountain oder Phawngpui National Park mit einer Fläche von etwa 50 km² rund um den höchsten Gipfel des Bundesstaats, der den Ureinwohnern als Göttersitz heilig ist und in dessen weiten Graslandschaften man neben faszinierenden Pflanzenarten vor allem seltene Insekten und Vögel beobachten kann, sowie der Murlen National Park, der ca. 200 km² umfasst und dessen Urwald mit seinen teilweise mindestens 350 Jahre alten Bäumen so dicht gewachsen ist, dass kaum ein Sonnenstrahl bis zum Boden vordringen kann. 
Das Dampa Tiger-Reservat stellt mit einer Größe von rund 550 km² das größte, zusammenhängende Schutzgebiet dar und bietet verschiedenen wilden Raubtierarten und unzähligen großen Säugetierarten eine Heimat – allein der namensgebende Tiger scheint inzwischen in diesem Gebiet nicht mehr zu siedeln. 
Darüber hinaus gibt es 5 weitere, also im Bundesstaat insgesamt 6 Schutzgebiete: Lengteng Wildlife Sanctuary (120 km²), Ngengpui Wildlife Sactuary (110 km²), Tawi Wildlife Sanctuary (36 km²), Thorangtlang Wildlife Sanctuary (180 km²)  und Khawnglung Wildlife Sanctuary (35 km²). In letzteren ist neben den anderen großen Räubern und Säugetieren auch der Tiger beheimatet. Alle Schutzgebiete sind nicht ganzjährig geöffnet, sondern nur außerhalb des Monsuns für Besucher zugänglich.

Geschichte

Die Geschichte der Mizo liegt, wie die so vieler anderer Völker Nordostindiens, aufgrund fehlender Aufzeichnungen weitestgehend im Dunkeln. Ethnisch gesehen stammen die heutigen Mizo wahrscheinlich vom tibeto-burmesischen Volk der Chin (Kuki) ab, die im Verlauf der Jahrtausende viele, vor allem höher gelegene Gebiete südöstlich der Himalajas besiedelten. Die Aufzeichnungen der ersten europäischen Entdecker stammen aus dem 16. Jahrhundert n. Chr., hier ist erstmalig von den verschiedenen Völkern die Rede, die in autonomen Stammesverbänden in den Bergen leben. Der Begriff Mizo lässt sich übrigens übersetzen als „Hügelmensch“: dabei steht „Mi“ für Mensch und „Zo“ für Hügel.

Als in der Mitte des 19. Jahrhunderts die britische Ostindienkompanie in die bis dahin völlig abgeschottete, gebirgige Gegend vordrang, kam es zunächst immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Auf Raubzüge einzelner Stämme der Mizo folgten Vergeltungsschläge der Engländer; sie brannten ganze Dörfer nieder, befreiten dabei gefangene Landsleute und töteten unzählige Krieger der Stammesvölker. 

Schließlich mussten die Mizo die Anwesenheit der ihnen waffentechnisch überlegenen Briten akzeptieren, und das heutige Mizoram wurde ab 1895 Teil der Provinz Assam von Britisch-Indien. Diese Zuordnung an Assam bestand auch nach der Gründung der unabhängigen Republik Indien 1947 zunächst fort, was vor allem in den Jahren nach 1956 zu massiven, politischen Unruhen führte. Widerstand formierte sich unter anderem durch die Gründung der „Mizo National Famine Front“, einer Organisation die auch gewalttätig die Autonomie bzw. Unabhängigkeit von Indien einforderte. 

Als Reaktion auf die in gesamt Nordostindien immer wieder aufkommenden Unruhen wurde die Region schließlich Anfang 1972 von der indischen Regierung neu organisiert, Mizoram wurde eigenständiges Unionsterritorium. Dennoch blieb die Unzufriedenheit der Stammesvölker, die sich in ihren Rechten als alteingesessene Bewohner des Gebiets weiterhin zu stark eingeschränkt sahen. 

Erst nach langwierigen Verhandlungen mit der indischen Regierung und der Deklaration Mizorams als eigenständiger, indischer Bundesstaat am 20.02.1987 konnten die bewaffneten Aufstände endgültig beendet werden.

Wirtschaft

Obwohl etwas mehr als 50 % der Einwohner Mizorams in den Städten leben, verdienen weit mehr als 60 % ihren Lebensunterhalt im Sektor der Landwirtschaft. Um diesen effizienter zu gestalten – der Anteil am Bruttoinlandsprodukt liegt nämlich nur bei rund 17 % – drängt die Regierung seit einigen Jahren verstärkt auf einen ökologisch-nachhaltigen Wandel, der auch die traditionelle Brandrodung abschaffen soll. Dabei wird vor allem auf den Anbau von Reis und Ölpalmen, die Milchwirtschaft sowie auf Fisch- und Seidenraupenzucht gesetzt. 
Dennoch soll die aktuell breite Produktpalette der Landwirtschaft erhalten bleiben: Mizoram produziert jährlich viele Tausend Tonnen Bananen, Kohl, Zitrusfrüchte, Chayote (ein Kürbisgewächs), Papayas, Kurkuma,  Auberginen, Bittermelonen, Ingwer, Ananas, Okras, Weintrauben, Zwiebeln, Mangos, Bohnen, Passionsfrüchte, Jackfruit, Litschis, Erdbeeren und Guaven. 
Die hier weit verbreitete Bambusart Melocanna baccifera wird ebenfalls kultiviert – die Pflanze liefert Baumaterial, Zellstoff für die Papierherstellung, man fertigt daraus Matten und andere Haushaltsgegenstände und gewinnt Brennmaterial; Triebe und Früchte dienen der Ernährung. 
Mit seiner fast ausschließlich rund um die Städte Zuagtui und Kolasib gelegenen Industrie und auch im Handwerks- und Dienstleistungssektor erwirtschaftet Mizoram zwar bereits seit Jahren den weitaus überwiegenden Teil des Bruttoinlandsprodukts, beide Zweige stehen aber vor den großen Herausforderungen einer instabilen Versorgung mit Elektrizität und Telekommunikation sowie fehlenden bzw. nicht ausreichenden Transportwegen. Auch hier arbeitet die Regierung intensiv an Verbesserungen. Die Zukunftsaussichten für die Bevölkerung Mizorams sind insgesamt aber durchaus positiv, denn das Bundesland liegt mit einer Alphabetisierungsrate von 92 % weit über dem indischen Durchschnitt.

Festtagskalender

Da die Bevölkerung Mizorams überwiegend den christlichen Glauben angenommen hat und die entsprechenden christlichen Feiertage begeht, nahmen die traditionellen „Kuts“, die Feiern der Naturvölker, einen immer geringeren Stellenwert ein. Diese Feste entwickelten sich rund um wichtige Punkte im Zyklus der Natur bzw. im Zyklus von Aussaat und Ernte. 
Das Frühlingsfest Chapchar Kut, mit Tänzen und Festessen wurde im Februar/März begangen, bevor traditionell die Vorbereitung des Bodens für die Aussaat erfolgte. Dies geschah früher meist per Brandrodung, die heute aus Gründen des Naturschutzes von der Regierung überwiegend unterdrückt wird. War der Boden schließlich auch vom Unkraut befreit, wurde zunächst das Thalfavong Kut gefeiert, bevor die Aussaat erfolgte. 

Zur Ernte des ersten Maises gedachte man beim Mim Kut den Ahnen, und das Einbringen der letzten Ernte feierte man mit dem Pawl Kut. Einige dieser Festivals werden inzwischen wieder belebt um die einzigartige Kultur der Stämme zu erhalten und auch die traditionellen Tänze wie Cheraw, Chheihlam, Khuallam oder Chai gewinnen gerade bei jüngeren Stammesangehörigen wieder an Bedeutung. Heute feiert man allerdings nicht mehr mit selbst produziertem Alkohol aus vergorenen Früchten - Essen und Tanz stehen weit im Vordergrund.