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Mizoram – das Land der Hügelmenschen

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Mizoram macht seinem Namen alle Ehre, denn ins Deutsche übertragen würde es in etwa „Hügelmenschenland“ bedeuten. Und tatsächlich ist es so, dass der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung – rund 95 % – bis heute aus den Völkern besteht, die hier wohl als erste siedelten und die aufgrund ethnisch-kultureller und sprachlicher Ähnlichkeiten als zum Volk der Mizo zugehörig gesehen werden. 

Nachforschungen ergaben eine ursprüngliche Abstammung der Mizo wahrscheinlich von den Chin (in Indien Kuki genannt), einem tibeto-burmesischen Volk, von dem immer wieder einzelne Gruppen abwanderten und sich andernorts niederließen. Die genauen Zeiträume dieser Besiedelung auch Mizorams liegen allerdings im Dunkeln, da die einzelnen Stämme traditionell keinerlei Aufzeichnungen anfertigen. Das Volk der Mizo lebt in einzelnen, autonomen Stammesverbänden, die sich häufig wiederum in Clans unterteilen lassen. 

Der größte dieser Stämme sind mit fast 2/3 die Lushai, als weitere wichtigste Stämme sind wohl die Hmar, die Paithe, die Ralte, die Poi, die Mara und die Pawi zu nennen. Die Sprache all dieser Unterstämme ist sich allerdings so ähnlich, dass sie insgesamt auch als Mizo bezeichnet wird - welche auch die Amtssprache Mizorams ist. Außerdem finden sich in Mizoram Angehörige der Völker der Riang und der Chakma, zwei indoarischen Volksstämmen, die ursprünglich von den Araknesen aus dem heutigen Myanmar abstammen. 

Selbstverständlich findet sich auch in Mizoram noch der ein oder andere Einwanderer aus sonstigen, meist umliegenden Gebieten, überwiegend haben sich diese Menschen aber erst in den letzten Jahrzehnten hier niedergelassen.

Durch frühe europäische Missionare und dann die britischen Besatzer wurden fast 90 % der Menschen im heutigen Mizoram bereits vor Jahrhunderten zum Christentum bekehrt; der Bundesstaat gehört damit zu den drei indischen Bundesländern mit christlicher Bevölkerungsmehrheit. Bis heute finden sich allerdings auch in christlichen Familien immer noch Elemente der früheren, animistischen Naturreligion der Stämme. Einige wenige Hundert Menschen haben diese Religion vollständig beibehalten. Außerdem leben in Mizoram rund 13 % praktizierende Buddhisten sowie Hinduisten und einige Muslime, diese gehören fast alle zu den Volksstämmen der Riang und der Chakma. 

In den letzten Jahrzehnten erklärten sich außerdem mehrere Hundert Einwohner Mizorams als zum Volk der Menasse zugehörig, einem biblisch-israelitischen Stamm. Diese Menschen konvertierten zum orthodoxen Judentum, viele wanderten dann Anfang des Jahrtausends auch nach Israel aus.

Nahrung

Die Menschen in Mizoram schöpfen aufgrund des gemäßigten Klimas mit ganzjährig stabilen Temperaturen zwischen 10 °C und 30 °C aus einem sehr reichhaltigen Angebot an frischem Obst und Gemüse, Fisch und (Wild-) Fleisch bereichern den Speisenplan. 

Eines der Grundnahrungsmittel der Region ist die Chayote, die zu den Kürbisgewächsen zählt und an nahezu jedem Standort mehrjährig gedeiht. Die Frucht dient gekocht vor allem als Beilagengemüse, da sie geschmacklich eher neutral ist und dient ansonsten als gut sättigende Zutat in Suppen und Eintöpfen. 

Gewürzt wird in Mizoram deutlich milder als im Norden & Süden Indiens, sodass auch dem westlichen Gaumen die einfachen und ursprünglichen Gerichte der einheimischen Küche gut bekommen. Wie immer gilt allerdings als Faustregel, kein ungekochtes Obst und Gemüse zu verzehren und sich bei allen Mahlzeiten auf die Empfehlung der Reisebegleiter zu verlassen, um unangenehme Erfahrungen in Bezug auf eine eventuelle Keimbelastung von Wasser und/oder Nahrungsmitteln zu vermeiden.

Tier- und Pflanzenwelt

Unter den indischen Bundesstaaten hält Mizoram laut Statistik von 2011 den Spitzenplatz, was Waldflächen angeht: mehr als 90 % der Landfläche sind von Wald bedeckt. Dabei gehen immergrüner, tropischer Feuchtwald, Laub abwerfende, subtropische Urwälder Rhododendron- und Pinienwälder ineinander über, durchzogen meist außerdem von weitläufigen Bambusvorkommen – tatsächlich wächst Bambus auf fast 44 % der Bodenfläche. Etwa 10 % sind bewachsen von der hier endemischen Art Melocanna baccifera, eine Bambuspflanze die umfassend genutzt wird. Um diese ursprüngliche Umgebung zu erhalten und damit die Biodiversität des Bundesstaats zu wahren, sind 67 % der Waldflächen durch die Regierung geschützt, weitere 15 % unterliegen restriktiven Nutzungsbedingungen. 
Dank dieser seit Jahrtausenden von Jahren nahezu unveränderten Lebensbedingungen und des gemäßigten Klimas findet sich in Mizoram eine besonders breite Artenvielfalt der Flora und Fauna. Die in den Tälern gelegenen, feuchteren Wälder sind belebt durch verschiedenste bunte Orchideenblüten, die nicht nur botanisch Interessierte begeistern. Als Nationalblume hat der Bundesstaat so auch eine der Arten gewählt: die Renanthera imschootiana, eine in verschiedenen Rottönen gefärbte Orchidee. 
Auch die Tierwelt kann sich sehen lassen: neben schier unzähligen Echsen- und Amphibienarten leben hier Räuber wie der Tiger Panthera tigris, Leoparden Panthera pardus, Nebelparder Neofelis nebulosi und asiatische Schwarzbären Ursus thibetanus, die wiederum dank mehrerer Hirsch- und Ziegenarten wie dem Roten Serau Capricornis rubidus oder dem grauen Goral Naemorhedus goral, aber auch dank der hier lebenden Affenarten wie dem Kappenlanguren Trachypithecus pileatus oder dem Brillenlanguren Trachypithecus phayrei sowie natürlich weiteren Säugetierarten ein ausreichendes Nahrungsangebot vorfinden. Auch der Sunda-Plumplori Nycticebus coucang lebt in Mizoram, eine Art die inzwischen als gefährdet bis stark gefährdet eingestuft wird. 
Vor allem sind es aber Vögel, die die Region lautstark bevölkern und die mit ihrem teils bunt schillernden Gefieder den Orchideenblüten Konkurrenz zu machen versuchen. Es wurden rund 640 verschiedene Vogelarten als hier heimisch eingestuft, davon finden sich 27 auf der Roten Liste bedrohter Arten, 8 werden als stark gefährdet betrachtet. Dabei reicht die Bandbreite von Raubvögeln wie dem Wanderfalken Falco peregrinus, Fasanen und anderen Hühnerartigen über Wasser- und Stelzenvögel bis hin zu bei uns nicht vorkommenden Unterarten von Sperlingen, Meisen, Tauben, Krähen u. v. m. Wer sich für Ornithologie interessiert, dürfte sich in Mizoram – wie auch in den anderen sieben Schwesterstaaten – auf jeden Fall äußerst wohlfühlen.